Was gibt es schöneres, als durch Wald und Wiesen zu reiten – mit Freunden oder allein. Wettreiten, durch Wald und Wiesen galoppieren, oder einfach eine gemütliche Schritt-Runde am Waldrand entlang. Ausreiten mit Pferden ist für viele der wahrgewordene Kindheitstraum.
Wir zeigen euch, worauf ihr achten solltet, damit der Ausritt Spaß macht und ungefährlich ist.
Inhaltsverzeichnis
„Geländesicher“ – das sollten Pferd und Reiter können
Das Reiten im Gelände ist anders als das Reiten in der Halle oder auf dem Reitplatz – es gibt keine Begrenzung und keine Tür, es kann jederzeit ein Hase in euren Weg springen, irgendwo rascheln oder knacken.
Damit ihr in solchen Situationen einen kühlen Kopf bewahrt, ist es wichtig, dass Pferd und Reiter (oder wenigstens einer davon) geländesicher sind. Das bedeutet:
- Ihr solltet in allen Gangarten sicher sitzen und auch mit einem Bocksprung oder einem Scheuen zurecht kommen
- Ihr bestimmt das Tempo – das bedeutet, dass ihr in jedem Moment die Kontrolle haben und durchparieren können solltet, bevor ihr euch ins Gelände wagt
- Am einfachsten ist es, wenn auch euer Pferd geländesicher ist – also nicht vor jedem kleinen Geräusch und jeder Bewegung weglaufen möchte
Ausreiten mit Pferden-Tipps und Übungen für ängstliche Reiter
Wer einmal mit einem eher schreckhaften oder ungestümen Pferd im Wald war, weiß, dass ein Ausritt schnell mal weniger entspannt wird. Zum Glück gibt es einige Übungen, mit denen auch ängstliche Reiter wieder Fuß im Gelände fassen und mit Spaß ausreiten können.
Klein anfangen: Nicht zu weit vom Stall entfernen
Am besten, ihr geht einen Weg, den euer Pferd schon kennt – etwa den Weg zur Weide oder eine Runde um den Reitstall. Eine Strecke, die euer Pferd schon kennt, hält weniger Überraschungen bereit, vor denen sich euer Vierbeiner erschrecken und scheuen könnte.
In Gruppen ausreiten
Pferde sind Herdentiere – gerade, wenn ihr noch unsicher im Gelände seid, könnt ihr den Herdentrieb nutzen: Geht in der Gruppe ausreiten, am besten mit geländesicheren Pferden und Reitern – das nimmt euren Pferden die Unruhe und sorgt dafür, dass sie nicht an jeder Ecke scheuen und Gespenster sehen.
Reitpass und Gelände-Lehrgänge
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich zum deutschen Reitpass anmelden. Neben theoretischem Wissen gibt es hier praktische Einheiten, in denen ihr lernt, euer Pferd im Gelände zu kontrollieren, von der Gruppe weg und zurück zur Gruppe hin zu reiten. Je nach Möglichkeiten gibt es auch Ausritte bergauf, bergab, durch Pfützen, über Brücken oder am Fluss entlang – eben alle Begebenheiten, mit denen man beim Ausreiten rechnen muss.
Der Kurs kostet zwar rund 280 Euro, sorgt aber für Sicherheit bei Pferd und Reiter.
Das theoretische Wissen gibts hier im Buch
Die richtige Ausrüstung – das solltet ihr im Gelände dabeihaben
Natürlich erwartet niemand von euch, für eine kurze Schritt-Runde eine ganze Tasche voller Equipment mitzunehmen. Ein paar Dinge sollten trotzdem zur Gelände-Grundausrüstung gehören – sie sorgen für Sicherheit und halten das Risiko so klein wie möglich.
Reithelm
Die oberste Regel: Geht bitte niemals ohne Reithelm ausreiten. Wirklich. Ohne Helm zu reiten ist schon in der Halle leichtsinnig, aber im Gelände ein absolutes No-Go. Egal, wie zuverlässig euer Pferd ist und egal, wie sehr ihr eurem Pferd vertraut – verzichtet nicht auf einen Reithelm.
Ob das Pferd sich nun erschreckt, stolpert oder ausrutscht. Mit einem Reithelm seid ihr im Falle eines Sturzes einfach besser geschützt und abgesichert.
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Lesetipp: Hier findest du einen ausführlichen Reithelmtest, der günstige Modelle mit den teuren vergleicht.
Handy
Auch wenn ihr beim Ausreiten die Seele baumeln lassen wollt: Nehmt euer Handy mit – ihr könnt es ja lautlos stellen :-). So seid ihr erreichbar, könnt im Notfall jemanden anrufen oder Hilfe holen und könnt – wenn es hart auf hart kommt – geortet werden.
Gamaschen und Hufglocken für dein Pferd
Ob man Gamaschen und/oder Hufglocken wirklich braucht, da scheiden sich ja wieder die Geister im Reitsport. Die einen setzen sich erst gar nicht ohne Beinschutz auf das Pferd, andere hingegen halten gar nichts davon und verzichten komplett darauf. Doch was ist nun das richtige für mein Pferd?
Ich persönlich bin der Meinung, dass nicht jeder grundsätzlich Gamaschen oder Glocken braucht-aber:
Gerade bei Pferden die sich gerne mal ein Eisen abtreten oder sich selbst in den Ballen treten sind Hufglocken eine feine Sache! Mein Pferd tritt sich ohne Glocken andauernd ein Eisen ab, deswegen trägt er immer Glocken, wenn er raus kommt oder geritten wird.
Hast du ein Pferd was sich gerne mal stößt, können Gamaschen vor Stößen und Verletzungen schützen. Doch gibt es auch viele Artikel, welche Gamaschen grundsätzlich in Frage stellen (zum Artikel bei Cavallo).
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In der Dämmerung: Reflektoren für Pferd und Reiter
Ob ihr auf der Straße oder im Wald reitet – ihr solltet immer dafür sorgen, gut gesehen zu werden. Vor allem in der Dämmerung heißt das, dass ihr Reflektoren an euch und eurem Pferd anbringen solltet.
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Was ihr außerdem dabeihaben solltet:
- Wetterfeste Kleidung
- Taschenmesser
- Silberspray für Kratzer oder kleine Verletzungen
Transportieren kann man sein Equipment ganz praktisch in einer Satteltasche. Vor allem sein Handy sollte man aber immer am Körper tragen – etwa in einer Bauchtasche.
Straßen, Feld & Wald – auf diesen Wegen dürft ihr reiten
Welche Wege zum Reiten geeignet sind, ist je nach Bundesland und von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. Am besten, ihr informiert euch bei dem Besitzer eures Reitstalls oder bei der Gemeinde, welche Wege ihr bereiten dürft.
Oft sind die Waldwege, die ihr bereiten dürft, gekennzeichnet – in manchen Gemeinden ist das Reiten aber grundsätzlich auf allen Wegen erlaubt, die nicht ausdrücklich gesperrt sind. Wenn ihr auf der sicheren Seite sein wollt, fragt am besten einfach kurz nach.
Reiten auf der Straße – diese Regeln solltet ihr beachten
Auf der Straße reiten kann schnell gefährlich werden – schließlich seid ihr dort nicht allein und wenn euer Pferd vor ein Auto läuft, kann das schnell böse ausgehen. Einige Regeln und Gesetze solltet ihr deswegen beachten:
- Auch für euch gilt die Straßenverkehrsordnung – reitet rechts auf der Straße, Rad- und Fußgängerwege sind Tabu.
- Nehmt Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer
- Private Wege sind, ebenso wie Privatgrundstücke verboten
- Achtet darauf, dass ihr gut zu sehen seid – in der Dämmerung ausreichend beleuchtet reiten
Reiten auf Feldern – bitte nichts kaputt machen
Wild über Felder und Wiesen galoppieren. Klingt toll, oder? Grundsätzlich ist auch nichts dagegen einzuwenden – natürlich nur mit einem kleinen Aber. Wer auf frisch bewirtschaften Feldern reitet, macht die Setzlinge kaputt und riskiert so einen Schaden in der Ernte.
So gelten also auch hier einige Regeln:
- Nehmt Rücksicht! Fotoshootings in Rapsfeldern oder reiten auf frisch gesäten Feldern ist verboten.
- Im Zweifel: Fragt die lokalen Bauern, welche Felder momentan brach liegen und ob ihr darauf reiten dürft – wenn ihr Rücksicht auf die Bauern nehmt und nett fragt, drücken die Bauern sicher ein Auge zu und lassen euch auf den ungenutzten Feldern reiten.
- Privatgrundstücke sind Tabu
Ausreiten mit Pferden in Gruppen: Diese Regeln sollten gelten
Am einfachsten und sichersten ist – wie gesagt – das Ausreiten in Gruppen. Je kleiner die Gruppe, desto entspannter verspricht der Ausritt zu werden, zum Start sollte man also etwa zu zweit oder zu dritt ins Gelände gehen.
Ganz wichtig: Beim Ausreiten mit Pferden in Gruppen bestimmt der unsicherste Reiter das Tempo!
Weitere Regeln, die für Reitgruppen gelten:
- Reitet auf Straßen zu zweit nebeneinander
- Reitergruppen gelten auf der Straße als „Verband“ – ein „Verband“ darf nicht länger als 25 Meter sein, das sind etwa 12 Pferde.
- An welcher Position welches Pferd geht, ist eure eigene Entscheidung – am besten probiert ihr aus, wo euer Pferd am ruhigsten geht.
- Nehmt beim Reiten Rücksicht aufeinander, seid vernünftig und vorsichtig
Zu guter Letzt: Die 12 Gebote für das Reiten im Gelände
Eigentlich ist bereits alles gesagt – trotzdem möchten wir euch zu guter Letzt noch die goldenen Regeln der deutschen reiterlichen Vereinigung (FN) mit auf den Weg geben:
- Verschaffe deinem Pferd täglich ausreichend Bewegung unter dem Sattel und auf der Weide oder Paddock!
- Gewöhne dein Pferd behutsam an den Straßenverkehr und das Gelände!
- Vereinbare alle Ausritte mit Freunden – in der Gruppe macht es mehr Spaß und ist sicherer!
- Sorge für ausreichenden Versicherungsschutz für dich und das Pferd; verzichte beim Ausritt nie auf den bruch- und splittersicheren Reithelm mit Drei- bzw. Vierpunktbefestigung!
- Kontrolliere täglich den verkehrssicheren Zustand von Zaumzeug und Sattel!
- Informiere dich über die gesetzlichen Regelungen für das Reiten in Feld und Wald in deiner Region!
- Reite nur auf Wegen und Straßen, niemals querbeet und meide ausgewiesene Fuß-, Wander- und Radwege, Uferböschungen und Biotope!
- Verzichte auf einen Ausritt oder nimm Umwege in Kauf, wenn Wege durch anhaltende Regenfälle weich geworden sind und passe dein Tempo dem Gelände an!
- Begegne Fußgängern, Radfahrern, Reitern, Gespannfahrern und Kraftfahrzeugen immer nur im Schritt und sei freundlich und hilfsbereit zu allen!
- Melde unaufgefordert Schäden, die einmal entstehen können, und regele entsprechenden Schadensersatz!
- Sprich mit Reit- und Fahrkollegen, die gegen diese Regeln verstoßen!
- Du bist Gast in der Natur und dein Pferd bereichert die Landschaft, wenn du dich korrekt verhältst.
(Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN), Abt. Umwelt und Pferdehaltung 01)
Viel Spaß im Gelände! 🙂